Flugtee: Besonders schneller Transport für besonderen Geschmack

Um die erste Darjeeling-Ernte des Jahres den Teefreunden möglichst schnell anbieten zu können, entstanden in den 1960er Jahren die ersten Flugtees. Was sich zunächst anhört, als würden die losen Teeblätter vom Wind getragen werden, erweist sich schnell als weniger romantisch: Frisch geernteter Tee aus dem sogenannten First Flush wird als „Flugtee“ auf dem Luftweg in alle Welt transportiert.

Der Flugtee im Wandel der Zeit

Allzu alt ist die Idee hinter dem Flugtee noch nicht: Erst in den 1960er Jahren entwickelte sich der Flugtee aus der Idee, frisch geernteten Tee möglichst schnell „an den Mann zu bringen“. Zunächst beschränkte sich das Flugtee-Geschäft dabei auf den First Flush Darjeeling, doch mittlerweile wird auch der Second Flush per „Luftpost“ versendet, ebenso wie zahlreiche andere Sorten wie der Assam-Tee oder auch japanische Grüntees. Die grünen Flugtees aus Japan kann man in der Regel am Namenszusatz „Shincha“ erkennen. Grundsätzlich wird mittlerweile jeder hochwertige Spitzentee als Flugtee vertrieben, da sich der Versand auf dem Luftweg durch zahlreiche Vorteile auszeichnet.

Die Vorteile des Flugtees

Wein wird mit den Jahren immer aromatischer, während er reift und sein Aroma veredelt. Dies gilt jedoch für Tee leider nicht: Bei Tee handelt es sich um ein hoch empfindliches Produkt, das selbst unter idealen Lagerbedingungen früher oder später Aromastoffe und nicht zuletzt an Geschmack verliert. Leider sind es dabei meist die zarten und lieblichen Inhaltsstoffe, die bei einer langen Lagerung verloren gehen – das Ergebnis sind bittere und herbe Tees, denen eine ganz besondere Geschmackskomponente fehlt.

Beim Flugtee ist dieses Risiko nicht vorhanden: Der frisch geerntete Tee wird nach der Verarbeitung im Idealfall direkt vakuumverpackt und daraufhin mit dem nächsten Flieger in die Welt verschickt. Häufig können Teefreunde die erste Ernte des Jahres im Frühling bereits wenige Tage nach der Ernte genießen und sich am frischen und kräftig-aromatischen Geschmack eines jungen Tees erfreuen. Die ersten Tees des Jahres können meist im Frühjahr ab März geerntet werden – herrschen jedoch widrige Wetterbedingungen, welche das Wachstum der Teepflanzen verlangsamen, kann sich der First Flush auch verzögern.

Früher ist nicht gleich besser

Während Flugtees aus der ersten Ernte des Jahres früher noch die Ausnahme darstellten und lediglich für wahre Teekenner zu hohen Preisen zugängig waren, sind mittlerweile immer mehr Händler und Hersteller daran interessiert, den Flugtee auch der breiten Masse zugängig zu machen. Was sich insbesondere für Gelegenheitsteetrinker zunächst sehr positiv anhört, ist mit großen Nachteilen verbunden. Zu diesen Nachteilen gehört zunächst, dass die Händler für denselben Tee, der ansonsten mit einem Schiff transportiert werden würde, als Flugtee mehr Geld verlangen werden – doch dies ist bei weitem noch nicht der größte Nachteil. Vom Flugtee kann es nämlich keine unbegrenzten Mengen geben, weshalb die Produzenten und Händler versuchen werden, sich gegenseitig damit zu überbieten, den ersten Flugtee des Jahres anzubieten. Darunter kann schließlich die Qualität des Tees leiden, da es nicht unwahrscheinlich ist, dass (teilweise) unreifer Tee verkauft wird und der Teefreund letztendlich vom Flugtee mehr als enttäuscht sein wird. Es lohnt sich deshalb, Geduld zu beweisen und Flugtee erst ab April zu genießen.

Wann und wie sollte der Flugtee geerntet werden?

Da es sich auch beim Tee um ein Naturprodukt handelt, kann der genaue Zeitpunkt der Ernte variieren. Im Jahr 2008 war es beispielsweise in Erntegebieten auf einer Höhe von mindestens 1.000 Meter zu lange viel zu kalt, sodass die Ernte erst spät beginnen konnte. Etwa ab April kann man jedoch meist hochwertigen Flugtee erwerben – abhängig davon, ob die Anbaugebiete einen milden oder einen strengen Winter hinter sich haben, kann sich dieser Zeitraum auch um ein paar Wochen verlängern oder verkürzen.

Am Markt macht sich zurzeit die Tendenz deutlich, Flugtees allerdings immer früher einfliegen zu lassen. Dies ist durch schnell sprießende Teepflanzen möglich, die in niedriger gelegenen Teegärten angebaut und geerntet werden. Durch die frühe Pflückung, die hierbei erfolgen muss, können die Teepflanzen den einmaligen lieblich-süßen Darjeeling-Geschmack nicht entwickeln. Darüber hinaus wird auch die Verarbeitung erheblich verkürzt: Oftmals werden die besonders frühen Flugtees kürzer fermentiert und getrocknet als sie eigentlich sollten. Diese Tees zeichnen sich zwar durch ein charakteristisches grünes First-Flush-Blatt aus – geschmacklich bringen sie jedoch vordergründig eine unangenehme bittere Note mit.

Um aromatischen und schmackhaften Flugtee genießen können, sollten Teefreunde deshalb großen Wert darauf legen, dass ihr Tee in höheren Lagen angebaut wurde. Die Höhenlage wirkt sich nachhaltig auf die Qualität des Tees aus, da in höheren Lagen kältere Temperaturen vorherrschen, sodass die Pflanzen länger wachsen und dabei auch mehr Sonnenlicht einfangen können. Letztendlich lohnt es sich demnach auf jeden Fall, ein paar Wochen länger auf den First Flush Flugtee zu warten, wenn man den ersten Tee der Saison wirklich genießen möchte.