Die Geschichte des Tees: Wie das schmackhafte Heißgetränk die Welt eroberte


TeepflanzeDer Tee ist bis heute nach dem Wasser das am häufigsten konsumierte Getränk der Welt und erfreut sich einer langen Tradition, die weit über unsere Zeitrechnung hinausreicht.

Obwohl viele Länder unseres grünen Planeten als „Teenationen“ bekannt sind, darunter Japan, England und auch Deutschland bzw. das nördliche Ostfriesland, stammt der Tee laut jahrtausendealten Überlieferungen ursprünglich aus der asiatischen Volksrepublik China. Allerdings beansprucht auch Indien das Recht für sich, die belebende Wirkung des Tees als erste Nation für sich entdeckt zu haben – welches Volk tatsächlich zum ersten Mal vom schmackhaften Heißgetränk kosten durfte, ist nach wie vor nicht zu 100 % geklärt.

Da jedoch ein jeder Teeliebhaber über den Weg des Tees Bescheid wissen sollte, um sein bevorzugtes Heißgetränk mit allen Sinnen genießen zu können, möchten wir Ihnen hier beide Legenden zur Entstehung des Tees darlegen und Sie darüber hinaus über die Entwicklung des Tees und über seine Reise um die Welt informieren – vielleicht denken Sie ja bei der nächsten Tasse Tee an die Mühen, die unsere Vorfahren auf sich nehmen mussten, um es uns zu erlauben, heute in den Genuss des anregenden oder beruhigenden Heißgetränkes zu kommen.

Wie alles begann…

…in China: Laut den chinesischen Legenden wurde die Wirkung des Tees erstmals vom chinesischen Kaiser Shen Nung, welcher den Herrschertitel „Sohn des Himmels“ trug, um etwa 2737 vor Christi Geburt entdeckt. Shen Nung war zu diesem Zeitpunkt unterwegs auf Reisen und ließ sich zu einer kurzen Rast nieder. Da er großen Wert auf Hygiene legte, kochte er sein Trinkwasser gründlich ab, bevor er damit seinen Durst löschte – und darauf basiert die Entstehung des Tees laut der chinesischen Legende: Der ermüdete und ausgelaugte Shen Nung schlief nämlich kurz ein, nachdem sein Wasser zu kochen begann. Währenddessen löste der Wind einige Blätter vom nahegelegenen Teestrauch und ließ diese in Shen Nungs Wasserkessel fallen. Als dieser aufwachte, die golden gefärbte Flüssigkeit im Topf und deren aromatischen Geruch bemerkte, kostete er kurzerhand von dem mysteriösen Gebräu – und war angetan. Er beschrieb den Genuss seines ersten Schlucks Tee folgendermaßen: „Tee weckt den guten Geist und weise Gedanken. Er erfrischt das Gemüt. Du bist niedergeschlagen, so wird dich Tee ermuntern.“

Schließlich wurde Shen Nung in seiner Heimat nicht nur als Kulturheld gefeiert, der den Menschen den Ackerbau lehrte und im Selbstversuch mehrere Hundert Pflanzen auf ihren medizinischen Nutzen getestet hatte, sondern er war auch bekannt als der Mann, der den Tee entdeckte und China damit zu einem hohen Kulturgut verhalf, das bis heute mit der Volksrepublik im fernen Asien verbunden wird.

…in Indien: In Indien wird die Entdeckung des Tees einem anderen weisen Mann zugeschrieben: Prinz Dharma, der dritte Sohn des Königs Kosjuwo, trat die Reise ins weit entfernte China an, um dort die Lehren des Buddha zu verbreiten. Um dieser Reise eine ganz besondere Bedeutung zu verleihen, entschied er, neun Jahre lang nicht zu schlafen. Drei Jahre lang konnte er dieses Gelübde auch vorbildlich einhalten, doch am Ende des dritten Jahres überfiel ihn eine leichte Müdigkeit, die nur von der belebenden Wirkung des Tees gelindert werden konnte. Prinz Dharma pflückte nämlich auf seiner Reise zufällig einige Blätter eines wilden Teestrauchs und begann, auf diesen Blättern zu kauen. Was zu Beginn lediglich der verzweifelte Versuch sein sollte, wach zu bleiben, entpuppte sich schließlich als die Entdeckung des Tees, der heute buchstäblich in aller Munde ist. Prinz Dharma gelang es nämlich, aus der belebenden Wirkung der Teeblätter genug Energie zu sammeln, um auch die nächsten sechs Jahre lang wach zu bleiben und die Lehren des Buddha im weit entfernten China zu verbreiten – und schließlich auch den Menschen in seiner Heimat von der besonderen Wirkung der Teeblätter zu berichten.

Der Tee verbreitet sich in Asien

Die Teekunst, wie sie heute noch in Asien verfolgt wird, entstand etwa zur Zeit der Tang-Dynastie (zwischen 618 und 907). Um den Transport zu erleichtern und die Teeblätter länger frisch zu halten, wurden sie damals in handliche Ziegel gepresst, was auch den buddhistischen Mönch Lu Yu dazu bewog, die erste „Abhandlung über den Tee“ zu verfassen. Diese behandelte den Anbau, die Herstellung und die Zubereitung des Tees, ebenso wie die Freude und den Genuss, den die aromatischen Blätter dem Menschen bereithalten. Diese Abhandlung bescherte dem bescheidenen Mönch Lu Yu schließlich den Beinamen „Gott des Tees“.

Etwa im Jahre 552 nach Christus beschlossen buddhistische Mönche, die in China Schrift, Religion und Politik studierten, es auch dem japanischen Inselvolk zu ermöglichen, in den Genuss des schmackhaften Heißgetränkes zu kommen. Dieser war zunächst lediglich Adligen und Samurais vorbehalten, wurde jedoch schließlich auch unter dem bürgerlichen Volk immer populärer. Hier entwickelte sich während der Song-Dynastie, die von 960 bis 1279 nach Christus andauerte, die typisch japanische Teekultur: Diese sieht zunächst das Zermahlen der Teeblätter mithilfe von Mühlensteinen zu Pulver vor, das schließlich mit einem speziellen Bambusbesen in das heiße Wasser eingerührt wird.

Auch Europäer lernen das schmackhafte Heißgetränk kennen

Obwohl die ersten Europäer bereits etwa 900 nach Christus von dem wertvollen asiatischen Heißgetränk erfuhren, kamen die ersten Teeblätter erst zur späten Ming-Zeit (zwischen 1368 und 1644) auch hier in Europa an. Im Jahre 1606 brachten erstmals Niederländer ganze Teekisten mit und trugen damit einen wichtigen Teil zur Etablierung des Tees in England, den Niederlanden und in Frankreich bei, die in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts ihren Höhepunkt erreichte. Schließlich konnten die Briten den Niederländern ihr Handelsmonopol mit China jedoch streitig zu machen, als die East India Company von 1715 bis 1834 den Teemarkt beherrschte. Allerdings gelang es weder den Niederländern noch den Briten, den Tee schonend zu transportieren – stattdessen waren die empfindlichen Teeblätter auf ihrer Reise, die zwei Mal den Äquator kreuzte und sechs bis neun Monate lang andauerte, großer Feuchtigkeit und Hitze ausgesetzt, wodurch die Qualität des Tees erheblich leiden musste. Dies änderte sich erst mit Einführung der sogenannten Teaclipper zur Mitte des 19. Jahrhunderts: Diese speziellen Handelsschiffe waren mit vier oder mehr Masten, einem schlanken Rumpf und einem scharfen Bug ausgestattet, was die Transportzeit erheblich verkürzte, wodurch der Tee schonend innerhalb von 99 Tagen von China nach England verschifft werden konnte. Nachdem schließlich auch der Suezkanal eröffnet wurde, verminderte sich die Transportzeit nochmals erheblich, da die feinen Teeblätter nun auch mit Dampfschiffen transportiert werden konnten.

Trotz allen Anstrengungen der Briten und der Ostfriesen konnten die russischen Zaren ihrerzeit den besten Tee genießen: Dieser wurde von russischen Karawanen von China aus über die Wüste Gobi und durch Sibirien hindurch bis zur Wolga transportiert – komplett auf dem Landweg, was den Tee schonte und die Gaumen der feinen russischen Herrschaften freute.

Der Tee in Amerika und die „Boston Tea Party“

Boston Tea PartyDie Engländer brachten schließlich ihr liebstes Heißgetränk auch in die „Neue Welt“. Dort genossen besonders die gut situierten Herrschaften den neuartigen Trank und zelebrierten regelmäßige Tea Partys. Als England begriff, wie sehr die Siedler im fernen Westen auf ihren Tee angewiesen waren, wurde dieser mit hohen Steuern belegt – was bei den Siedlern auf Empörung und Ärgernis stieß. Schließlich, am 16. Dezember 1773, fand der Krieg um den Tee in Amerika seinen Höhepunkt: Die Mitglieder der Freimaurerloge Saint Andrew aus Boston verkleideten sich als Mohikaner und versenkten 342 Teekisten aus den im Hafen liegenden Schiffe der East India Company im Meer. Dieser Tag ging als „Boston Tea Party“ in die Geschichte ein und begründet noch heute den Beginn der Unabhängigkeitskriege zwischen amerikanischen Siedlern und ihren englischen Vorfahren.

Tee: Gestern und heute

Im Laufe der Zeit wurde der Teeanbau schließlich in allen Teilen der Welt industrialisiert und markierte bis heute wichtige Meilensteine der Geschichte der Menschheit – wie beispielsweise der „Tanztee“, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts stark in Mode kam. In den goldenen Zwanzigern beschränkten sich die Teefreunde nicht mehr nur darauf, ihr Lieblingsgetränk in „Tea Houses“ und in Hotels zu genießen, sondern sie verbanden ihren Nachmittagstee mit dem argentinischen Tango, der 1913 auch in Europa ankam, und schufen somit den „Tanztee“, der seinerzeit zu einer Institution in der Freizeitgestaltung der Europäer wurde.

Bereits zu diesem Zeitpunkt kannten die Teefreunde ihr liebstes Heißgetränk in kleinen Teebeuteln, die wir in leicht abgewandelter Form auch heute noch regelmäßig nutzen. Als Begründer des Teebeutels ist der Teehändler Thomas Sullivan bekannt, der zum Zwecke der Kostenreduzierung beim Versand seiner Tees diese in kleine Seidenbeutel füllte. Seine Kunden am anderen Ende der Welt nahmen an, dass dies eine neu entwickelte Methode sei, den Tee aufzubrühen und tauchten die Teeblätter kurzerhand mitsamt des Samtbeutelchens ins heiße Wasser. Da diese Methode einwandfrei funktionierte, etablierte sich der Teebeutel in vielen Teilen der Welt, wo er Teeliebhabern noch heute erlaubt, ihr Lieblingsgetränk ohne großen Aufwand sowohl zu Hause als auch unterwegs aufzubrühen und ihren Tee ebenso zu genießen, wie es die Chinesen, die Ostfriesen, die Engländer und schließlich auch die Amerikaner bereits vor vielen Jahrhunderten taten.